SUV sind übertrieben teuer und viel zu stark. Ihre Fahrer sind alt und halten sich nicht an die Verkehrsregeln, heißt es oft. Stimmt das alles? t-online geht den Mythen auf den Grund.
Das SUV ist der FC Bayern unter den Autos: Die einen lieben es, die anderen hassen es – dazwischen scheint es nichts zu geben. Praktisch und übersichtlich für ihre Fans, sind SUV für ihre Gegner eine rollende Provokation. Ein ausgestreckter Mittelfinger auf Rädern. Und ihre Fahrer im permanenten Nahkampf-Modus. Was ist dran an diesen Klischees? Eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox exklusiv für t-online zeigt es.
Das SUV hat nicht nur Fans: Die großen Offroader brauchen zu viel Platz und Sprit, sagen ihre Kritiker. (Quelle: Alexander Pohl/imago images)
Sind SUV wirklich deutlich teurer?
Die Verivox-Daten sagen: ja, eindeutig. Alle Autos im Datenbestand des Vergleichsportals vom kleinen Polo bis zur großen S-Klasse – ausgenommen die SUV – kosten demnach durchschnittlich 22.728 Euro.
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Datengrundlage sind alle Versicherungsabschlüsse der vergangenen zwölf Monate. Die bei Verivox versicherten Autos sind im Schnitt zehn Jahre alt. Das entspricht ziemlich genau dem Alter des deutschen Fahrzeugbestands.
Rechnet man nun die SUV mit hinein, dann steigt der Durchschnittspreis schon auf 23.962 Euro. Das ist erstmal kein großer Sprung. Deutlicher wird er aber, wenn man sich allein den Preis aller SUV (ebenfalls von ganz klein bis ganz groß) ansieht: Im Schnitt liegt er nämlich bei 31.984 Euro – mehr als 9.000 Euro höher als der Durchschnittspreis aller übrigen Autos. Wer SUV fährt, lässt sich sein Auto also einiges kosten.
Sind sie auch stärker?
Auch hier: klares ja. Das deutsche Durchschnitts-Auto (ohne SUV) hat laut einer früheren Verivox-Analyse genau 120 PS. Rechnet man die SUV hinzu, dann sind es bereits 125 PS. Sie allein leisten im Schnitt nämlich 164 PS. Also ein gutes Drittel mehr.
Da sie obendrein deutlich schwerer und weniger aerodynamisch sind als andere Autos, müssen sie viel häufiger an die Tankstelle: Laut ADAC beträgt der Mehrverbrauch bis zu einem Drittel.
Sammeln ihre Fahrer mehr Punkte in Flensburg?
Da muss man genauer hinschauen. Verivox hat dazu einen Index gebildet. Demnach kommen die Fahrer aller Autos zusammen auf einen Wert von 100. Die Fahrer aller SUV bringen es auf einen Wert von 94 – also ein wenig geringer.
Aber: Die Masse dieser SUV zählt natürlich zur Kompakt- oder Mittelklasse. Längst nicht jedes von ihnen ist ein wuchtiger Porsche Cayenne oder BMW X6. Und in diesem Segment sehen die Zahlen schon anders aus: Fahrer großer SUV kamen in einer früheren Analyse auf einen Indexwert von 122, Geländewagen-Fahrer sogar auf den Wert 136.
Die Antwort lautet also: Nein, SUV-Fahrer sammeln generell nicht mehr Punkte als andere. Für Fahrer großer Modelle gilt das aber nicht.
Sind SUV das Auto der Älteren?
Ja. Bei SUV ist der Senioren-Anteil (über 70 Jahre alt) um mehr als die Hälfte höher als bei allen übrigen Autos.
Altersgruppe | SUV-Anteil |
---|---|
Alle Altersgruppen | 13,3 Prozent |
18-29 Jahre | 4,2 Prozent |
30-39 Jahre | 8,9 Prozent |
40-49 Jahre | 11,6 Prozent |
50-59 Jahre | 15,4 Prozent |
60-69 Jahre | 19,6 Prozent |
70-79 Jahre | 21,4 Prozent |
ab 80 Jahre | 17,1 Prozent |
Im Schnitt sind SUV-Fahrer laut Verivox mehr als sechs Jahre älter als die übrigen Autobesitzer. Das Alter sei ein wichtiger Schlüssel, um den SUV-Boom zu erklären, sagt Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz. „Ältere Fahrer schätzen häufig den erhöhten Einstieg und den besseren Überblick.“
Aber je größer das SUV, desto seltener sitzt ein Senior am Steuer. Das häufig strapazierte Bild von überforderten Rentnern in riesigen Stahlpanzern stimmt also eher nicht.
Quelle: T-Online