Die besten Formel 1-Fahrer der Geschichte: Auf die Rekordbrecher Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton folgt Doppel-Weltmeister Max Verstappen.
Und was ist mit Fangio? Oder Clark? Und wo bleibt Senna? Lauda? Prost? Stewart? Brabham? Wieso ist Alonso nicht dabei? Die Formel 1 hat schon immer grandiose Piloten hervorgebracht. Techniker und Artisten. Hasadeure manche, Glücksspieler andere. Sie alle einte unabdingbarer Wille zum Erfolg, gnadenloser Egoismus, Disziplin bis zur Selbstaufgabe, blinder Ehrgeiz sowie Talent zur Politik, zum Manipulieren und zur instinktiven Bereitschaft, ein Team zu führen. Jeder von ihnen war oder ist ein Alpha-Tier in einem wildgewordenen Rudel vieler weiterer Alpha-Tiere. Diese Ausnahmekönner am Volant miteinander zu vergleichen, ist müßig. Das könnte mit epischen Theorien unterfüttert werden und zu endlosen Diskussionen am Stammtisch führen. Die Parameter indes führen zu eindeutigen Bilanzen. Siege, Pole Positions und schnellste Rennrunden sind offensichtliche Gradmesser, ebenso wie Führungsrunden, Podestplatzierungen und so weiter – aber auch der prozentuale Anteil dieser Leistungen, gemessen an den Grand Prix-Starts.
Michael Schumachers Formel-1-Karriere im Video:
Schumi, Hamilton & Co.: Die besten F1-Fahrer
Michael Schumacher hat in seiner einzigartigen Karriere Bestmarken ein- und aufgestellt, die für alle Zeiten im Fels der Formel-1-Historie eingemeißelt schienen. Die meisten Titel, die meisten Siege, die meisten Pole Positions, die meisten schnellsten Rennrunden, die meisten Führungskilometer, die meisten Podestplätze – die meisten, die meisten, die meisten. Der Meister eben. Aber: „Ich bin keine Legende. Ich bin einfach nur einer, der etwas gut kann, was er genießt“, urteilte er damals über seine Triumphe. Dass diese Rekorde später gebrochen werden könnten, hat ihn nie gekümmert – und mittlerweile hat ihm Lewis Hamilton viele dieser Rekorde entrissen. Schumacher zeigte hinter dem Lenkrad knallige Härte und stählerne Unnachgiebigkeit, aber außerhalb des Cockpits Freundlichkeit, natürlich auch Distanz. Kein Wunder, seine Popularität machte ihn zum Gejagten. Aber er vermittelte jedem Fan mit bodenständiger Volksnähe stets ein besonderes Wir-Gefühl: Er ist einer von uns. Das erklärt auch, wieso aus Schumacher schon früh „der Schumi“ wurde.
Michael Schumacher wurde im Ferrari unbesiegbar
Nach zwei WM-Titeln mit Benetton war Schumacher 1996 bereit für Ferrari. Noch fungierte er als Entwicklungshelfer. Die Scuderia hechelte seit 16 Jahren dem WM-Titel hinterher, Schumacher war motiviert wie nie, und gemeinsam mit der Truppe um Teamchef Jean Todt, Technikchef Ross Brawn, Konstrukteur Rory Byrne und Motoren-Hexer Paolo Martinelli bildete er alsbald eine Achse, die zum Symbol der Unbesiegbarkeit wurde – mit selten zuvor erlebter Dominanz. Bei Benetton sammelte Schumacher 19 Siege, bei Ferrari wurden es in elf Saisons 72. Fünfmal holte Schumacher dort den Titel in Folge, das gelang später nicht mal Lewis Hamilton bei Mercedes. Von seinen sieben Titeln bezeichnet Schumacher seinen dritten als seinen schönsten: „Dieser Titelgewinn war in jeder Hinsicht der größte Moment für mich und für uns alle bei Ferrari.“ Nun ist es nie nur die herausragende Begabung des Fahrenden, die zum Erfolg führt. Erst die Mischung aus Mensch und Material sorgt für dauerhaften Erfolg. Hinter Ausnahmetalenten stehen nicht umsonst Ausnahme-Techniker:innen, wie etwa Kult-Designer Adrian Newey bei Red Bull oder James Allison bei Mercedes.
Sebastian Vettel stieg rekordverdächtig schnell zum F1-Champion auf
Sebastian Vettel, als Junge von Energy Drink-Macher Dietrich Mateschitz bereits zu Kart-Zeiten protegiert, nutzte jede Chance, die sich dem Hochbegabten bot. Sein erster Sieg 2008 im deutlich unterlegenen Red Bull-Junior-Ableger Toro Rosso in Monza schockte das Establishment und legte das Fundament zu einem kometenhaften Aufstieg. Michael Schumacher hatte sich einst stets daran orientiert, die Überlegenheit im sportlichen Wettbewerb auch mit typisch deutschen Tugenden aufrecht zu halten. Hinzu kamen: Spaß an der Leistung, Freude an der Arbeit, Freude an hoher Qualität, an Beharrlichkeit, vor allem Fleiß, Unbeugsamkeit, Pünktlichkeit – Schumi, der Super-Preuße. Solche Werte trägt man in sich. Wie es auch bei Sebastian Vettel der Fall ist. Red Bull holte den jungen Heppenheimer mit gerade mal 21 Jahren zu sich. Und Vettel, dessen übernatürliches Talent auch von Michael Schumacher früh erkannt wurde, enttäuschte nicht: Mit Red Bull dominierte er die Formel 1, holte 38 Siege und krönte sich und das Team von 2010 bis 2013 viermal hintereinander zum Weltmeister.
Gegen Mercedes hatte Vettel im Ferrari keine Chance
Vettel begleitete Schumacher in seiner letzten Formel-1-Zeit, als der siebenfache Champ noch ein Comeback bei Mercedes wagte. Schumi blieb erfolglos. Eine Qualifying-Bestzeit in Monaco und ein dritter Platz in Valencia 2012 bewiesen aber, dass sein Feuer noch loderte. Die Schumi-Ära war vorüber und läutete die Vettel-Epoche ein. Doch in seinem Eifer, es seinem großen Vorbild gleichzutun und Ferrari ebenso zurück zur Spitze zu führen, scheiterte Vettel. Die Selbstständigkeit des Jungen aus Heppenheim war stets frappierend. Ohne Manager kam er in der Formel 1 über die Runden. Seine Deals organisierte Vettel selbst. Und so fand er seinen Weg nach 15 Jahren unter der Red Bull-Ägide zu Ferrari. 14 Siege holte er mit den Roten. Aber als sich auch im sechsten Jahr der Zusammenarbeit der WM-Titel – der ihm 2018 in Hockenheim durch einen Ausrutscher durch die Hände glitt – nicht einstellte, führten Vettel die Auflösungserscheinungen zum Hinterbänkler-Team von Aston Martin. Achtungserfolge wie der zweite Platz in Budapest 2021 hielten ihn bei Laune – oder wilde Scharmützel im Mittelfeld. Doch längst hatte sich der dreifache Familienvater zum geachteten Klimakämpfer und engagierten Menschenrechtler entwickelt. Seine politischen Botschaften propagierte Vettel in seinen beiden letzten Saisons mit aller Deutlichkeit – durchaus zum Missfallen der machthabenden Despoten in totalitär regierten Austragungsländern. Im Juli 2022 erklärte er zum Saisonende seinen Rücktritt.
Lewis Hamilton errang alle F1-Siege mit Mercedes-Motoren
Jeder weiß, dass noch viel Potenzial in Vettel, der zweieinhalb Jahre jünger als Lewis Hamilton ist, schlummerte. Dass Vettel mit den Roten nicht den gewünschten Erfolg hatte, lag zuvorderst am Gegner: Kein anderer Rennstall als Mercedes verstand es besser, ab 2014 die neue V6-Motorentechnologie mit Turbo und Hybrid kraftvoll und effektiv an den Start zu bringen. Sieben Jahre lang stellte der Stern den Titelträger. Sechsmal davon hieß der Champion Lewis Hamilton. Die außergewöhnliche Gabe des charismatischen Engländers wurde von McLaren konsequent durch alle Nachwuchsklassen gefördert. Tatsächlich hat Hamilton bei allen seinen bislang 103 Grand Prix-Siegen mit Triebwerken von Mercedes triumphiert. Allerdings: 2022 blieb Hamilton erstmals in seiner 16 Saisons umfassenden Formel-1-Karriere ohne Sieg. „Das Jahr war hart“, resümierte er unlängst, „und sicher eines meiner drei schlimmsten Jahre.“ Hamilton hat mittlerweile Schumacher und Vettel nahezu alle Rekorde abgeluchst. Ein Ende der Erfolgsserie ist nicht absehbar – trotz seiner mittlerweile fast 38 Jahre. „Mercedes und ich werden den Vertrag auf jeden Fall verlängern“, prognostizierte Hamilton im Oktober 2022. Seit er 13 Jahre alt war, stand Hamiltons feste Verbindung zum Stern: „Mercedes ist meine Familie. Ich glaube an diese Marke und die Leute, die bei uns arbeiten. Ich will ihnen deshalb der beste Teamkollege sein, den es gibt.“
Bricht Max Verstappen Hamiltons Rekorde?
Karrieren – und Rennsaisons – dauern heute deutlich länger. Juan Manuel Fangio etwa nahm zwischen 1950 und 1958 nur an 51 WM-Läufen teil. Der Argentinier gewann 47,1 Prozent seiner Formel-1-Rennen. Heute undenkbar. Hinter Alberto Ascari und Jim Clark folgt in diesem Ranking Hamilton (33,21 Prozent) vor Schumacher (29,7 Prozent). Vettel liegt auf Rang zwölf mit 17,7 Prozent. Die Jahre mit Ferrari und Aston Martin haben seinen Schnitt nach unten gedrückt. Doch bereits auf Platz zehn taucht Max Verstappen auf. Wird der oft ruppig agierende Holländer alle Rekorde brechen? Nicht alle. Sebastian Vettel dürfte noch lange der jüngste Formel-1-Weltmeister bleiben, mit 23 Jahren und 134 Tagen. Dank des ihm früh zu Verfügung gestellten Top-Materials. Doch Verstappen wird wohl auf ewig jüngster Grand Prix-Sieger bleiben. Das sagenhafte Naturtalent debütierte mit 17 Jahren und 166 Tagen 2015 in Australien, wurde aber 2016 zum fünften Lauf kurzerhand im Red Bull platziert. Beim GP Spanien siegte er auf Anhieb, im Alter von nur 18 Jahren und 228 Tagen. Bald darauf änderte die FIA die Regeln: Um Formel 1 zu fahren, muss man mindestens 18 Jahre alt sein.
Quelle: Autozeitung