News zum Tesla-Werk in Grünheide (bei Berlin): Zum Tag der offenen Tür kamen Elon Musk und tausende Neugierige vorbei. Grüne sehen kein Wasserproblem und Gericht weist Rüge von Umweltverbänden zurück. Brandenburgs Umweltministerium verhängt Bußgeld wegen nicht genehmigter Tanks. Und: Wegen der neu geplanten Zellproduktion im Tesla-Werk bei Berlin (Brandenburg) könnte sich die Fertigstellung um bis zu sechs Monate verzögern. Der Artikel zur Gigafactory wurde am 11.10.2021 aktualisiert.
Tag der offenen Tür im Tesla-Werk Grünheide mit Elon Musk
Die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin ist fast fertig – zu diesem Anlass lud Elon Musk zum Tag der offenen Tür am 9. Oktober 2021. Tausende Interessent:innen folgten dem Ruf und konnten sich ein Bild vom Werk machen, aus dem bald 500.000 Elektroautos pro Jahr rollen sollen. Der Firmenboss höchstselbst ließ es sich nehmen, auf einer Bühne den Fortschritt zu präsentieren. Laut ihm wäre es ein Leichtes, mit der Produktion zu starten. Die eigentliche Schwierigkeit bestehe darin, die Massenproduktion auszurollen, die spätestens für Ende 2022 angesetzt ist. Außerdem müsse man auch erstmal die erforderlichen 12.000 Mitabeiter:innen einstellen. Der Kritik von Umweltschützer:innen setzte er entgegen, dass die Fabrik mit 2,2 Kubikmetern Wasser pro produziertem Auto deutlich weniger Wasser verbrauche, als der Branchen-Durchschnitt mit etwa drei Kubikmetern. Außerdem werden Photovoltaikanlagen auf dem Dach montiert und auf rund 300 Hektar neue Bäume gepflanzt als Ausgleich für die Rodung von 90 Hektar Kieferwälder. Auch wenn der Bau der Gigafactory in Grünheide bei Berlin beinahe abgeschlossen ist, fehlt Tesla nach wie vor die endgültige umweltrechtliche Genehmigung. Mehr zum Thema: Das ist das Tesla Model Y
Die Geschichte Teslas im Video:
Umweltrechtliche Genehmigung des Tesla-Werks: Umweltverbände & Grüne uneinig
Mitte Juli 2021 waren die Umweltverbände Grüne Liga Brandenburg und Nabu mit einem Eilantrag gegen die vorzeitige Genehmigung des Baus der Tesla-Fabrik in Grünheide vor Gericht gescheitert. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) wies die Beschwerde gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Frankfurt (Oder) zurück. Tesla kann wie geplant Anlagen und Aggregate in verschiedenen Produktionsabschnitten testen und benötigte Tanks aufstellen und nutzen. Die Umweltverbände kritisieren, dass nach wie vor die umweltrechtliche Genehmigung über das Bundesimmissionsschutzgesetz fehle und dass zwei Störfallgutachten vorlägen, die für den Bau des Tesla-Werks derzeit keine positive Prognose abgeben. Tesla baut seine Gigafactory mit vorzeitigen Zulassungen. Anfang August 2021 lehnte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eine Anhörungsrüge der Umweltverbände ab, in der die Verbände unter anderem bemängelt haben, dass das Gericht ihnen nicht ausreichend rechtliches Gehör verschafft habe. Christiane Schröder, Geschäftsführerin des Nabu Brandenburg, kündigte an, dass man den Beschluss des Gerichts prüfen und weitere Schritte abwiegen wolle. Im Zentrum der Kritik steht ein etwaiges Wasserproblem für die Region rund um das Tesla-Werk. Mehrere Spitzenpolitiker:innen der Grünen sehen diese Problematik nicht. So sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter nach einem Besuch der Baustelle: „Die Wassermenge, die benötigt wird – das wird optimiert und das ist darstellbar.“ Auch Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner sieht keine Wasserproblematik. Er vertraue der Landesregierung und darauf dass nach Recht und Gesetz gehandelt werde, sagte der Politiker nach seinem Besuch des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin.
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Schwarzbau bei der Tesla-Fabrik Grünheide: Umweltministerium verhängt Bußgeld
Der US-Elektroautobauer Tesla muss wegen der Errichtung nicht genehmigter Tanks auf der Baustelle seiner geplanten Fabrik in Grünheide bei Berlin mit einem Bußgeld rechnen. Es handle sich um drei Tanks für unterschiedliche Flüssigkeiten, die ohne Genehmigung errichtet worden seien, sagte Sebastian Arnold, Sprecher des brandenburgischen Umweltministeriums, am 8. Juli 2021. Die Höhe des Bußgelds war zunächst unklar. Es ist nicht der erste Verstoß. Tesla äußerte sich auf DPA-Anfrage nicht dazu. Die Baustelle der ersten Gigafactory von Tesla in Europa ist weit fortgeschritten, obwohl die Entscheidung über die abschließende umweltrechtliche Genehmigung durch das Land Brandenburg aussteht. „Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat bei der Überprüfung vor Ort festgestellt, dass mehrere Tanks vom Vorhabenträger errichtet wurden, obwohl es dafür keine Genehmigung gibt“, erklärte der Ministeriumssprecher. „Das LfU bereitet deshalb ein Bußgeldverfahren vor. Eine Inbetriebnahme der Tanks ist unzulässig. Das LfU prüft außerdem, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.“ Die Linksfraktion im Brandenburger Landtag hält die Forderung nach einem Baustopp für gerechtfertigt. „Sicherheit von Mensch und Natur muss oberster Grundsatz für jegliche Genehmigungen bleiben – egal, wer baut“, sagte Linken-Infrastrukturpolitiker Christian Görke. Die Umweltverbände Grüne Liga und Naturschutzbund Brandenburg hatten die Frage nach einem Schwarzbau auf dem Gelände gestellt. Sie gingen von einem Kältemitteltank aus. Sie gehen gerichtlich gegen eine Vorabzulassung mit Prüfungen der Funktionsfähigkeit von Anlagen im Bereich der Lackiererei, Gießerei und des Karosseriebaus vor. Das Landesumweltamt hat auch die Installation von Tanks für die Abwasserreinigung und die Betankungsanlage vorzeitig genehmigt. Nach Angaben des Umweltministeriums handelt es sich dabei um Funktionstests, bei denen nur geringe Mengen wassergefährdender und bei einem Störfall bedeutsame Stoffe eingesetzt würden. Deshalb stünden die aus einem vorgelegten Störfallgutachten gewonnenen Erkenntnisse dieser Entscheidung nicht entgegen. Das sehen die Umweltschützer:innen jedoch anders. Der US-Elektroautobauer hatte auf der Baustelle zum neuen Tesla-Werk außerdem zeitweise unterirdische Rohre ohne Genehmigung verlegt. Nach früheren Angaben aus Tesla-Konzernkreisen hieß es, der Autobauer sei davon ausgegangen, dass das Verlegen von Untergrundleitungen oberhalb des Grundwasserspiegels bereits durch einen Bescheid abgedeckt war. Tesla hatte auch zunächst mit Tests für Pfähle begonnen, obwohl es keine Genehmigung gab. Mehr zum Thema: Das ist das Tesla Model X
Weitere News zur Tesla-Fabrik in Deutschland (Chronologie)
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Die Genehmigungsbehörde hat die neuen Antragsunterlagen für den Bau des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin öffentlich ausgelegt, bis zum 16. August 2021 können Einwendungen gegen die Unterlagen erhoben werden. Anschließend entscheidet das Landesamt für Umwelt, ob die Einwendungen erneut erörtert werden müssen. Je nachdem kann sich die geplante Inbetriebnahme der Gigafactory für Ende 2021 nochmals verzögern. Die Änderungen im laufenden Genehmigungsverfahren waren unter anderem nötig geworden, weil das Unternehmen vor Ort auch die Herstellung von Batteriezellen plant. Hierfür hatte Tesla eine entsprechende Nebeneinrichtung zur Fahrzeugherstellung beantragt. Im Januar 2021 war bekannt geworden, dass Tesla in der geplanten Batteriezellenfabrik eine Massenproduktion mit neuer Technik aufbauen will. In der sogenannten Gigafactory soll nach Angaben aus Branchenkreisen ein neuer Zelltyp produziert werden, der eine fünfmal höhere Energie und sechsmal mehr Leistung hat. Außerdem plant Tesla eine Erweiterung des Presswerks durch zwei weitere Presslinien. Der Karosseriebau wird dem Antrag zufolge auf eine Fertigungslinie reduziert. Ebenfalls neu hinzu kommen Fertigungsschritte zur Herstellung und Lackierung von Kunststoffbauteilen wie Stoßstangen- und Rückspiegelabdeckungen. Für den Bau der Autofabrik fehlt bisher die endgültige umweltrechtliche Genehmigung über das Bundesimmissionsschutzgesetz. Tesla baut deshalb mit vorzeitigen Zulassungen. Der Zeitpunkt für endgültige Entscheidung ist unklar. Ursprünglich wollte das Unternehmen im Juli 2021 mit der Produktion in der neuen Tesla-Fabrik beginnen. Bei einem Besuch in Grünheide Mitte Mai 2021 hatte Tesla-Chef Elon Musk das Jahresende als Termin für den Start der Produktion genannt.
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Bei einem Besuch des Tesla-Werks bei Berlin (Grünheide) Mitte Mai 2021 hat Elon Musk die deutsche Bürokratie kritisiert. Im Interview mit NTV äußerte er: „Ich denke, es wäre besser, wenn es weniger Bürokratie gäbe.“ Demnach sammle eine Gesellschaft über die Jahre hinweg immer mehr Vorschriften an, ohne manche davon auch irgendwann wieder zu kippen. So dürfe man in Zukunft gar nichts mehr. „Deshalb sollte es einen aktiven Prozess geben, Vorschriften abzuschaffen“, rät der Tesla-Chef Deutschland. Sein Besuch in der Gigafactory bei Berlin (Grünheide) war dieses Mal rein technischer Natur. So zeigte Musk sich zuversichtlich, dass die Produktion Ende des Jahres anlaufen könne.
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Musk hat die geplante Gigafactory im Juli 2020 mit einem Bild auf Twitter vorgestellt. Zu sehen ist ein Entwurf des fertigen Tesla-Werks in Deutschland mit breitem Eingang im Vordergrund und einer Glasfensterfront im zweiten Stock unter einem Solardach. Nach Informationen von Brancheninsider:innen sollen im Hauptgebäude neben der Lobby der Karosseriebau und die Endmontage untergebracht werden. In einem Nebengebäude soll die Antriebsfertigung unterkommen.
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Für die Errichtung der Fabrik in Brandenburg plant Tesla Kosten von rund 1,065 Milliarden Euro. Das geht aus einem Antrag für die umweltrechtliche Genehmigung hervor, der Anfang Juli 2020 veröffentlicht wurde.
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Mit dem Deutschland-Werk muss Tesla produzierte Fahrzeuge nicht mehr teuer importieren und verzollen. In der Gigafactory sollen ab Sommer 2021 jährlich 150.000 Model 3 und Model Y gebaut werden. Die Jahreskapazität könnte später auf bis zu 500.000 Autos wachsen, um weitere Modelle bauen zu können. Tesla plant in seiner neuen Fabrik bei Berlin (Grünheide) vorerst mit 10.500 Mitarbeiter:innen im Drei-Schicht-Betrieb, pro Schicht sollen es zwischen 3000 und 3500 Beschäftigte sein. Ob die Arbeitsplätze in dem ebenfalls neuen Ingenieurs- und Designzentrum in Berlin dazuzählen, ist unklar.
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Bürger:innen kritisieren das neue Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide. Mitte Januar 2020 protestierten rund 200 Menschen in der Gemeinde gegen die Ansiedlung des US-Unternehmens und die dafür nötige Rodung des Waldes auf dem Baugrundstück. Ihnen gingen die Entscheidungen zu schnell, außerdem sehen sie das Trinkwasserschutzgebiet in der Region gefährdet. Tatsächlich gab es auch eine Demonstration für die Ansiedlung der Gigafactory, deren Teilnehmer:innen sich qualifizierte Job in der Nähe statt in Berlin erhoffen. Mehr zum Thema: Das ist das Tesla Model S & Das ist der Tesla-Kleinwagen
Quelle: Autozeitung