Die Chipkrise ist noch längst nicht ausgestanden, da droht bereits der nächste Engpass. „Massive Produktionsausfälle“ befürchtet ein Verband. Seinen Ursprung hat das Problem in China.
Magnesium gibt es in großen Mengen: Es ist eines der zehn häufigsten Metalle in der Erdkruste. Für die Produktion bestimmter Aluminium-Legierungen, wie sie im Auto- und Flugzeugbau gebraucht werden, ist es unersetzlich. Allerdings ist China mit einem Anteil von 87 Prozent der absolute Weltmarktführer. Sogar 95 Prozent des in Europa verarbeiteten Magnesiums wird von China bezogen. Und genau das wird nun zum Problem.
China fährt Magnesium-Export zurück
Magnesium-Produktion in Shaanxi: Das Metall ist reichlich vorhanden – nur eben vor allem in China. (Quelle: Xinhua/imago images)
Denn Chinas Magnesium-Exporte gehen zurück. Allein im September sanken die Ausfuhren gegenüber dem August um 25 Prozent, meldet die chinesische Zollbehörde. Gleichzeitig stieg der Preis auf ein Rekordhoch.
Der Grund für diesen Einbruch: Vor allem in der Provinz Shaanxi, dem Herzen von Chinas Magnesium-Industrie, wurde die Produktion stark zurückgefahren. Die Provinz musste ihren Energieverbrauch deutlich senken, damit die staatlichen CO2-Emissionsziele erreicht werden können. Da die Magnesiumproduktion besonders viel Energie benötigt, wurde hier deutlich gekürzt.
Industrie befürchtet „massive Produktionsausfälle“
Die deutsche Industrie ist deshalb längst in Alarmstimmung. „Es wird erwartet, dass die Magnesiumvorräte in Europa spätestens Ende November erschöpft sein werden“, warnt etwa die Wirtschaftsvereinigung Metalle. In einem Brief an die Bundesregierung appellierte sie, „dringend diplomatische Gespräche mit China einzuleiten“. Sonst drohten „massive Produktionsausfälle“. Sogar einen kompletten Stopp der Produktion befürchtet mancher Analyst.
Übrigens: Europa produzierte auch selbst Magnesium. Aber das ist lange her. „Deutschland und Europa sind deshalb besonders stark von den Lieferengpässen betroffen, da im Jahr 2001 die verbliebene Magnesiumproduktion als Folge von gedumpten chinesischen Einfuhren aufgegeben wurde“, erklärt die Wirtschaftsvereinigung Metalle. Der Europäische Aluminium-Verband sieht im derzeitigen Engpass ein Beispiel für die Risiken, die eine Abhängigkeit der Ökonomie in der EU von chinesischen Exporten mit sich bringe.
Mindestens bis zum Jahresende werde die Versorgungslage angespannt bleiben, schätzt die Deutsche Rohstoffagentur (Dera). „Derzeit ist das Produktionsvolumen in China für die nächsten Monate kaum abschätzbar. Inwiefern und wie viel Magnesiummetall für den Export zur Verfügung stehen wird, bleibt abzuwarten“, sagt die Dera-Chinaexpertin Yun Schüler-Zhou. Zum Jahresende könnte sich die Situation nochmals verschärfen, wenn die Bemühung in den Mittelpunkt rückt, die Emissionsziele für das letzte Quartal des Jahres zu erreichen.
Schon der Chipmangel führt derzeit zu gewaltigen Absatzeinbrüchen für die Autoindustrie (europaweit minus ein Viertel im September) – und teils extremen Wartezeiten auf Neuwagen.
Quelle: T-Online