Die verstorbene britische Königin Elizabeth II. war ihr Leben lang begeisterte Autofahrerin. Bis ins hohe Alter sah man sie am Steuer. Naheliegend bewegte sie Fahrzeuge britischer Marken, häufig Land Rover auf dem teils unwegsamen Gelände von Schloss Balmoral.
Ausländische Marken in den Händen von Mitgliedern des britischen Königshauses sorgten für Aufsehen oder gar handfeste Skandale. So etwa, als Lady Diana es wagte, in einem Mercedes SL der Baureihe 129 unterwegs zu sein. Zuvor setzte sie auf diverse Modelle des Ford Escort Mk3, erst kürzlich wurde ein speziell für „Di“ angefertigter Escort RS Turbo S1 für über 850.000 Euro versteigert.
Doch auch ihre Schwiegermutter Elizabeth II. fuhr Mercedes, wenngleich nur passiv im Rahmen eines Staatsbesuches in Deutschland. 1965 kam die Queen erstmalig in die Bundesrepublik, was 20 Jahre nach Kriegsende für große Beachtung sorgte.
Mercedes-Benz Typ 600 (Baureihe W 100, 1964 bis 1981). Queen Elizabeth II. und der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Kurt-Georg Kiesinger, beim Staatsbesuch 1965 in Stuttgart in einem Pullman-Landaulet
Mit dabei: die Repräsentationslimousine vom Typ Mercedes 600, mit der die Königin bei ihren Deutschlandbesuchen chauffiert wurde. Legendär ist der Aufenthalt der britischen Monarchin in Stuttgart am 24. Mai 1965, um den sich zahlreiche Anekdoten ranken.
„Dieses 600 Landaulet ist als Sonderschutz-Ausführung mit erhöhtem Dach ein Einzelstück. Über 30 Jahre lang wurden damit hochrangige Persönlichkeiten und Staatsgäste der Bundesregierung chauffiert, so auch die Queen. Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1965 war das Fahrzeug immer im Besitz des Unternehmens und wurde bei Bedarf an die deutsche Bundesregierung ausgeliehen“, erklärte 2012 Michael Bock von Mercedes-Benz Classic.
Die Stationen der damaligen Fahrt der Queen im Typ 600 an der Seite von Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger: der Stuttgarter Hauptbahnhof, das Neue Schloss, der Fernsehturm und die Schillerstadt Marbach. Auch durch München fuhr die Monarchin im „Großen Mercedes“ mit dem Kennzeichen S-KE 600.

Bentley State Limousine

Mercedes S 680 Guard 4Matic (2021)
Bundeskanzler und Minister selbst fuhren nie den 600, hier begnügte man sich mit dem „Adenauer-Mercedes“ des Typs 300, später mit der S-Klasse bis zum heutigen S 680 Guard von Olaf Scholz. Der mächtige 600 wurde stets bei Mercedes für Staatsbesuche ausgeliehen, etwa 1987 bei DDR-Staatschef Erich Honecker. Diese Limousinen trugen Stuttgarter Kennzeichen. Als Repräsentationsfahrzeug für öffentliche Auftritte im Vereinigte Königreich diente Elizabeth II. lange die „State Limousine“ von Bentley. Ob Charles III. das Fahrzeug weiter nutzen wird, ist noch unklar.
Der im September 1963 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main präsentierte Mercedes-Benz Typ 600 war ein Repräsentationsfahrzeug par excellence. Mit seinem V8-Einspritzmotor, der aus 6,3 Litern Hubraum eine Höchstleistung von 250 PS (184 kW) mobilisiert, einem Automatikgetriebe und weiteren Merkmalen war das neue Spitzenmodell auf dem höchsten Stand der Technik.
Den Typ 600 gab es als Limousine, als Pullman-Limousine und als Pullman-Landaulet. Bereits die Grundausstattung war luxuriös: Luftfederung, Servolenkung, elektronische Heizungs- und Lüftungsanlage sowie hydraulisch verstellbare Sitze und Lehnen im gesamten Fahrzeug. Jeder Sonderwunsch der prominenten Kundschaft konnte erfüllt werden: Ob Interieur mit einer oder mehreren Mini-Bars, Fernsehgerät oder einer insgesamt individuellen Farbgestaltung – im Typ 600 war nahezu alles lieferbar.
Exklusiv war auch die produzierte Stückzahl des sündhaft teuren 600: In der 18-jährigen Produktionszeit entstanden von 1963 bis 1981 lediglich 2.677 Exemplare.
Quelle: Motor1