Nach monatelangen Recherchen und Datenerhebungen auf vielen Märkten weltweit haben wir endlich die vollständige Rangliste der Verkäufe von „reinen“ Elektroautos für das Jahr 2022 erhalten. Einige der Ergebnisse waren vorhersehbar. Aber es gibt trotzdem interessante Überraschungen, die weitere Veränderungen in den kommenden Jahren vorwegnehmen könnten.
Tesla Model Y und Model 3 an der Spitze
Wie erwartet dominiert das Tesla Model Y das globale Ranking. Noch vor dem Model 3, dem meistverkauften Elektroauto der Welt im Jahr 2021. Das SUV von Tesla fand mehr als 747.000 neue Kunden, ein Plus von 91 % gegenüber dem Vorjahr. Fast die Hälfte des Model Y (44 %) wurde in China (mit Hongkong und Taiwan) verkauft, während das Volumen in den USA und Kanada insgesamt 34 % ausmachte.
In Europa wurden 19 % der Fahrzeuge zugelassen, was einem Zuwachs von 416 % entspricht. Es folgten die Verkäufe im südostasiatisch-pazifischen Raum mit 13.400 Einheiten und Japan-Korea mit 9.600 Einheiten.
Während Toyota zwei seiner Modelle auf den vorderen Plätzen des globalen Rankings (d.h. nicht aufgeschlüsselt nach Antrieben) platzierte, tat Tesla dasselbe im reinen Elektroauto-Ranking.
Das Tesla Model 3 belegte also den zweiten Platz mit über 482.000 Einheiten, von denen 47 % in den USA und Kanada, 28 Prozent in China (mit Hongkong und Taiwan) und 19 % in Europa verkauft wurden. Im Gegensatz zum Model Y gingen die Verkaufszahlen der Limousine um 3 % zurück, was durch die Popularität des höheren Schwestermodells negativ beeinflusst wurde. Auf diese beiden Modelle entfielen 95 Prozent des weltweiten Tesla-Absatzes im Jahr 2022. Model S und Model X spielen also kaum noch eine Rolle.
Chinesische Modelle legen zu
Den dritten Platz belegte das Wuling Hongguang Mini EV. Dieses Kleinstauto ist in China – dem größten Elektroauto-Markt der Welt – zum Maßstab für Stromer geworden. Mit 443.400 verkauften Einheiten liegt es nicht weit hinter dem Model 3. Ein Teil der Popularität dieses Autos hängt mit seinem niedrigen Preis zusammen, aber auch mit der Tatsache, dass es für viele Verbraucher in China zu einer idealen Mobilitätslösung geworden ist.

Der chinesische Trend zum Mikro-Elektroauto hat gerade erst begonnen und dürfte in den kommenden Jahren auch auf anderen Märkten Einzug halten. Günstige, attraktive und wettbewerbsfähige Autos könnten in Zukunft so für viele Menschen, die ein erschwingliches neues Auto suchen, die beste Wahl sein. China ist im Gegensatz zu Europa mit seinen Produkten für diese Entwicklung bereit.
Hongguang ist nicht der einzige Autobauer aus China, der in der weltweiten Rangliste glänzt. Der BYD Dolphin – eine interessante Schräghecklimousine im B-Segment – wurde bisher knapp über 200.000-mal verkauft. Der Dolphin hat mehr Potenzial auf ausländischen Märkten als der Wuling. Dies könnte auch für den BYD Yuan Plus gelten, der auch als BYD Atto 3 bekannt ist. Dabei handelt es sich um ein interessantes Kompakt-SUV, das in einigen Ländern rasant in den Charts aufsteigt.
Und europäischen Elektroautos?
Der VW ID.4 war im vergangenen Jahr das beliebteste europäische Elektroauto. Sein Absatz stieg um 53 % auf 175.600 Einheiten, von denen 47 % in China (mit Hongkong und Taiwan), 39 % in Europa und 13 % in den USA und Kanada verkauft wurden.

Weiter hinten in der Rangliste liegt der VW ID.3 mit 77.900 verkauften Einheiten, ein Plus von nur 4 %. Davon 68 % in Europa. Der elektrische Fiat 500 war das drittmeistverkaufte Elektrofahrzeug. Gefolgt vom BMW iX3, dem Polestar 2, dem Skoda Enyaq iV, dem Dacia Spring, dem Peugeot e-208, dem Mini Cooper SE und dem Volvo XC40 Pure Electric.
Allerdings sind die europäischen Elektroautos weit davon entfernt, globale Modelle wie das Tesla Model 3 und Model Y sowie die kommenden chinesischen Fahrzeuge zu sein. Ein Alarmsignal für die europäische Automobilindustrie insgesamt.
Der Autor des Artikels, Juan Felipe Munoz, ist Automotive Industry Specialist bei JATO Dynamics.
Quelle: Motor1